Lesecafé mit Erwin Leister Ein Bühnenmensch durch und durch - auch mit 96 Jahren (Foto: Kristin Anderson)

„Eines möch­te ich sicher nicht – Sie lang­wei­len.“ Mit die­sen Wor­ten stieg Erwin Leis­ter, Schau­spie­ler, Regis­seur und lang­jäh­ri­ger Ober­spiel­lei­ter der Musi­ka­li­schen Komö­die in Leip­zig, am 22. Sep­tem­ber beim Leseca­fé im Senio­ren­bü­ro Alt-West ein. Mit dabei hat­te er sein auto­bio­gra­fi­sches Buch „Unge­schminkt: Im Galopp durch die geschenk­te Zeit“ und nahm das Publi­kum mit auf eine Rei­se durch die Sta­tio­nen sei­nes Lebens.

Alles ande­re als lang­wei­lig ist sein Leben auf und hin­ter der Büh­ne, wie er mit sei­nen erhei­tern­den und auch nach­denk­li­chen Anek­do­ten zeig­te. Er erzähl­te über sei­ne Ent­las­sung aus bri­ti­scher Gefan­gen­schaft, die Zeit an der Schau­spiel­schu­le in Erfurt, ers­te Anstel­lun­gen als „Pro­vin­zschau­spie­ler“ und wie es ihn 1969 für eine Insze­nie­rung nach Kai­ro ver­schlug. Als er auf sei­ne Zeit beim Fern­se­hen zu spre­chen kam, erin­ner­ten sich vie­le im Publi­kum begeis­tert an Leis­ters Weg­ge­fähr­ten, wie Eva-Maria Hagen, Hans-Joa­chim Preil und Rolf Herricht.

Leis­ter selbst ist vor allem aus sei­ner Zeit in Leip­zig bekannt. Hier lei­te­te er von 1970 bis 1990 die Musi­ka­li­sche Komö­die und inter­pre­tier­te die Ope­ret­te neu. Spä­ter insze­nier­te er noch in Saar­brü­cken und war bis 2012 der Markt­meis­ter bei der Eröff­nung der Leip­zi­ger Markttage.

Mit sei­nen 96 Jah­ren hat der schon lang­jäh­ri­ge Pen­sio­när auch heu­te noch viel zu erzäh­len. Sei­ne Dank­bar­keit für das Leben, wel­ches ihm durch sei­nen Beruf ermög­licht wur­de, schmet­ter­te er vital in den Raum: „Der Kopf funk­tio­niert und ich bin glück­lich.“ Doch eine Sache beschäf­tigt ihn: die Ein­sam­keit. Und so gab er an die­sem kurz­wei­li­gen Nach­mit­tag dem begeis­ter­ten Publi­kum einen gut gemein­ten Rat mit auf den Nach­hau­se­weg: „Sei­en Sie glück­lich, dass Sie unter Men­schen sind.“

Eine Fort­set­zung mit Erwin Leis­ter wird es noch in die­sem Jahr geben:
Diens­tag, 3. Novem­ber um 14.30 Uhr
Diens­tag, 15. Dezem­ber um 14.30 Uhr